Die Politischen Verhältnisse in vorreformatorischer Zeit

Rödersdorf wie auch Göschitz waren einst Bestandteile der Herrschaft Schleiz gewesen. Als frühester Besitzer dieses Gebietes treten die Herren von Lobdeburg als Reichsministeriale in Erscheinung. Vermutlich erhielten die Lobdeburger im Jahre 1204 von König Philipp von Schwaben den Orla- und Wisentagau als Lehen zur Belohnung für gewährte Unterstützung. Die genannten Gebiete gehörten zum Reichsgut. Besonders unter Hartmann IV. von Lobdeburg wurde die Herrschaft Schleiz ausgebaut. Nachweislich wurde durch Bischof Engelhard von Naumburg, wohin übrigens das Wisentaland bistumsmäßig gehörte, 1232 die Schleizer Tochterkirche in Dittersdorf geweiht, also in unmittelbarer Nachbarschaft von Rödersdorf. Aus dieser Urkunde geht weiterhin hervor,daß die Lobdeburger die Schleizer Kirche ins Leben riefen. Eine weitere alte Kirche muß die von Möschlitz sein, die lange Zeit der geistliche Mittelpunkt der späteren Herrschaft Burgk war. Das Möschlitzer Gotteshaus, dem hl. Severus geweiht, war ebenfalls eine Gründung der Lobdeburger. Die Göschitzer Kirche wiederum war längere Zeit eine Filiale von Möschlitz gewesen. Diese Abhängigkeit hatte noch bis 1910 ihre Spätfolgen. Sieben Bauern aus Göschitz, vier in Dragensdorf und zwei in Burkersdorf hatten bis zu jenem Jahre den geistlichen Kornzehnten (Dezem) an die Pfarre zu Möschlitz zu entrichten. Diese Abhängigkeit ist insofern verwunderlich, da doch die genannten Ortschaften, zu denen man noch Rödersdorf hinzuzählen muß, viel näher an Schleiz liegen, ja sogar durch die Schleizer Parochiegrenzen beinahe abgeschnitten sind. Es bleibt also weiteren Forschungen vorbehalten, welche bedeutende Rolle dem Möschlitzer Gotteshaus einst zukam. Mit dem Tod Hartmann XI., eines Sohnes des oben genannten Hartmann IV., entstanden heftige Erbstreitigkeiten, in die unter anderem die Markgrafen von Meißen, die Burggrafen von Nürnberg, die Lobdeburger-Leuchtenberger Linie sowie die Vögte von Gera verwickelt waren. Um 1314 kam dann die Herrschaft Schleiz mit Burgk und der Pflege Saalburg an die Vögte von Gera. Heinrich IV. aus dem Hause Gera kam zu diesem Besitz durch die Eheschließung mit Luitgard von Lobdeburg-Arnshaugk. Der Besitz blieb dann bis 1547 in dieser Nebenlinie der Weidaer Vögte. Der oben genannte Hartmann IV. von Lobdeburg-Arnshaugk rief zur Unterstützung der Christianisierung den Deutschen Orden ins Land, welcher sicherlich mit diesem auch seine im Schwinden begriffene Machtposition absichern sollte. Die Deutschordensleute brachten dabei eine stattliche Zahl von von Gotteshäusern der Umgebung an sich, so unter anderem jene von Kirschkau, Weckersdorf, Löhma, Mielesdorf, Neundorf, Pahnstangen, Oettersdorf, Pörmitz, Oschitz, Oberböhmsdorf, Seubtendorf, Künsdorf, Langgrün, Tanna, Schilbach und Zollgrün. Das Deutsche Haus in Schleiz hat das Pfarrlehn von Göschitz mit Rödersdorf nie besessen, ebenso das von Möschlitz nicht. Für unsere weitere Untersuchung wird diese Feststellung von Berthold Schmidt noch von größter Bedeutung sein.


Mit der Erhebung Göschitzī zum Pfarrort, welche schon vor 1333 erfolgte, wurden diesem die Kirchen von Rödersdorf, Dragensdorf und Burkersdorf zugeschlagen. Rödersdorf erhielt dabei auch einen Vikar, der in Göschitz wohnhaft war, zugewiesen. 1524 erfahren wir, dass die Rödersdorfer ihrem Pfarrer in Göschitz das Opfergeld vorenthielten, weil der Vikar seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen sei. Der Pfarrer wurde schließlich durch einen Vergleich, den Signum von Kospoth schlichtete, angewiesen, dass der Vikar ordnungsgemäß an den Opfertagen auch Messe zu halten hat.

Blick auf Göschitz

Als Lehnsherr der Göschitzer Kirche wird nach dem Visitations-
bericht der Herrschaft Schleiz von 1533 "der junge herr von Geraw" angegeben, wozu naturgemäß auch die Filialgemeinde Rödersdorf gehörte. Nach dem eben erwähnten Visitationsbericht hieß der "Vicarius zu Rödersdorf" Georgius Philipp, "ein ungelerter papist", der "sich bessern und studieren" will. Er wurde von den Visitatoren ernstlich verwarnt. Ein Jahr später (1534) fällt die Beurteilung jenes Vikars besser aus, er "ist ein feiner man, predigt nicht sonderlich, gibt den leuten gut zceugnis. Erbaut sich zum ehestand und aller billicheit".

Eine von vier erhaltengebliebenen Brustreliquiaren aus spätgotischer Zeit
Eine von vier erhaltengebliebenen Brustreliquiaren aus spätgotischer Zeit