Der hl.Jodocus Schutzpatron der Rödersdorfer Kirche

spätmittelalterliche Glaßmalerei Durch den überlieferten Text des Ablassbriefes von 1340 bzw. 1341 werden wir unterrichtet, dass das Rödersdorfer Gotteshaus dem hl. Jodocus geweiht ist. Nachdem B. Schmidt in seinem tief schürfenden Aufsatz die im vorigen Jahrhundert erfolgte "Vertauschung" der Schutzheiligen von Göschitz und Rödersdorf klarstellen konnte, fand er noch einen Hinweis darauf, dass Jodocus tatsächlich der Rödersdorfer Schutzheilige ist. "Ich Nickel Man zeu Ditterstorff gesessen ... bekenne fur yder- menniglichen, das ich den lieben Hern sant Jobsten zeu Roderstorff ein holz und wisen in dem Buchisch gelegen und vom erbern iunghern Jorgen von Grefendorff auch zeu Ditterstorff gesessen zeu lehen gehit, verkauffr und umb sibenundczenzigk Gulden gegeben habe, die mir danne der obgenannte Jobst gutlichen beczalt und ich und alle meyne erbin und erbnemen sagen den ehgenanten sant Jobst sulicher sibenundczenczik Reynische Gulden, quit, ledig und lose. Ich habe auch meinen iung-hern ... gebeten seinen willen unde gunst darczu czuthun, das er alzo verwilliget ... Auch gewehir ich obgenanter Nickel Man den offtgenannten sant Jobst sulicher fur ydermenigliche insproche. Des gebe ich vilgenanter Nickel Man dißen meynen offen brieff vor mich, alle meyne erben und erbnemen mit meynes junghern Jorgen von Grefendorf anhangenden insigel versigelt unde gegeben. Noch Christi unseres hern geburt vierhundirt darnach in deme vierundeneunczigsten jaren am sonntage Laetare in der heyligen fasten"

Der hl. Jodocus (13 Dezember) war der Legende nach ein bretonischer Fürstensohn, der auf eine ihm zufallende Herrschaft verzichtete. Zum Zeichen dieser Entsagung., wurde ihm späterhin die dargebotene Krone(n), zu seinen Füßen liegend, als Zeichen der Verachtung von weltlicher Herrschaft; beigegeben. Er schloss sich schon bald Pilgern an, und ward Kleriker. Schließlich gründete er die Einsiedelei Runiac, aus der dann später die Benediktinerabtei St.-Josse - surmer hervorgehen wird. Fische und Vögel, die er in seiner Einsiedelei versorgte wurden zutraulich zahm, womit seine Verehrung als Viehpatron begründet wurde. Christus ist ihm in dieser Zeit dreimal als Bettler erschienen, jedes Mal teilte er sein letztes Stückchen Brot mit dem zunächst von ihm nicht erkannten Heiland. Als er sich dann auf eine Wallfahrt nach Rom begab, führte er tiefgründige Gespräche mit dem hl. Martin. Nach Vollbringung zahlreicher Heilungen und Überwindung teuflischer Versuchungen starb der um 600 geborene Heilige im Jahre 669. Viele Patronate bezeugen seine große Beliebtheit. Als Schutzheiliger gegen alle Krankheiten wurde er mit Vorliebe von Schiffern und von Erkrankten aus Siechenhäusern stark verehrt. Außer in der Bretagne führte seine Verbreitung mehr oder weniger stark vom Norden Frankreichs nach den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und nach Deutschland. Als Patron der Pilger ähnelt er dem hl. Jacobus dem Älteren, dem nach unseren Ablassbrief von 1340 das Göschitzer Gotteshaus geweiht ist.

Die Göschitzer Kirche, einst dem Apostel Jacobus d.Ä. geweiht

Die von einer rechteckigen Mauer mit vier Ecktürmen befestigte Göschitzer Kirche war einst dem Apostel Jacobus d.A. geweiht Er wird wie dieser zumeist im Pilgerkleid mit Pilgerhut und -stab in den Händen haltend dargestellt. Seine Reliquien befinden sich in Saint Josse und in der Jodocuskirche von Landhut. Zum Mittelpunkt des Jodocuskultes in Deutschland, der sich hier zunächst in der Eifel und Trier verbreitet, ist Walberberg bei Bonn. Hier ruhen auch seine Gebeine Die bisherige Patroziniumforschung um den hl. Jodocus oder Jobst, wie er volkstümlich bezeichnet wird, ist sehr lückenhaft. Die beiden ihm in Sachsen geweihten Kirchen von Kamenz und Glösa bei Chemnitz bezeugen sein Patrozinium erst 1377 bzw. 1522, wobei die erstere Jahresangabe dazu noch unsicher verbürgt ist. In Kamenz wird seine Verehrung mit einem Siechenhaus in Verbindung gebracht. Auf ostsaalischem Gebiet ist anscheinend keine ihm geweihte Kirche errichtet worden. Darüber hinaus scheint auch die Verehrung nicht bis in die Besiedlungszeit zurückzureichen. Sicherlich ist es kein Zufall, dass sich eine Jodocuskapelle neben einer Jacobus d. Ä. geweihten Kirche befindet. Es hat den Anschein, als habe man in Avignon, dem Ausstellungsort des Ablassbriefes von 1340, ganz bewusst diesen Heiligen ausgewählt, denn ein solches Patrozinium für einen Wallfahrtsort hat für Pilger besonders große Anziehungskraft. Merkwürdig ist auch, dass in Rödersdorf der Heiligentag des Jodocus (13. Dezember) in keinerlei Weise in Erscheinung getreten ist, was uns in der Annahme bestärken könnte, dass eventuell ein Patrozinumwechsel stattgefunden hat! Anscheinend wegen seiner vielfältigen Hilfe, so bei Feuerbrunst, Erntebrand, Gewitter- und Hagelschlag, für das Reifen der Feldfrüchte und des Obstes, weiterhin seine Inanspruchnahme gegen Ernteschädlinge oder gar gegen Viehseuchen nahm die bäuerliche Bevölkerung sich der Fürsprache des hl. Jodocus besonders gern an. Der volkstümlich gerade für Rödersdorf überlieferte Heiligenname "liebem Herrn sant Jobsten" wird sicherlich noch von seiner örtlichen Beliebtheit künden. Neben den zwei schriftlichen Fixierungen des Kirchenheiligen, finden wir ihn schließlich auch zweimal an Rödersdorfer Kunstgut wieder. In dem hinter dem Altar befindlichen Chorfenster haben sich zwei Glasmalereien erhalten, die noch aus der spätgotischen Kunstepoche stammen, Neben einer Kreuzigungsdarstellung zeigt die vom Betrachter aus rechts befindliche Glasmalerei einen Pilger. Dieser trägt einen charakteristischen Hut, in der linken Hand hält er seinen Pilgerstab. In seiner rechten befindet sich ein Kirchenmodell. Zu seinen Füßen liegt schließlich noch die von ihm ausgeschlagene Krone.

All diese Attribute deuten auf den hl. Jodocus, wobei das Kirchenmodell sicherlich die von Jodocus gegründete Einsiedelei, die spätere Benediktinerabtei, symbolisiert. Die zweite Darstellung unseres Patronatsheiligen finden wir im Flügelaltar, der heute über der letzten Bankreihe des Schiffes, an der Wand, welche die Orgelempore trägt, Aufstellung gefunden hat. Jodocus ist hier rechts von der Madonna (links vorn Betrachter) im Altarschrein berücksichtigt, dort wo zumeist der Hauptheilige sich befindet. Dieser Flügelaltar muss demnach einst der Hauptaltar gewesen sein. Der Heilige zeichnet sich dabei durch seine Pilgertracht und einen vom Bildschnitzer nicht so recht gemeisterten Pilgerhut aus. Seine heute leere linke Handfläche trug sicherlich einst auch ein Kirchenmodell, während die abgebrochene Linke einst einen Pilgerstab festgehalten haben mag.