Zusammenfassung der Historie

ein Fenster der Kirche Auf Grund unseres hier vorgenommenen Rekonstruktionsversuches zur Baugeschichte der Rödersdorfer Kirche haben wir festgestellt, dass dieses Gotteshaus aus einem Schiff, einem leicht eingezogenen, zunächst gerade endenden, Chor und einem an der nördlichen Chorwand anschließenden wehrhaft anmutenden Turm noch in spätromanischer Zeit angelegt war. Nach der Bestätigung des Ablassbriefes von 1340 im Jahre 1341, aus dem wir gleichzeitig noch erfahren, dass die "Kapelle" dem hl. Jodocus geweiht wurde, setzte eine rege Bautätigkeit ein. Der Chorraum wurde zunächst mit einem symmetrischen Chorpolygon erweitert. Wohl zu Anfang des 16. Jahrhunderts, nachdem sich das Gotteshaus zum Wallfahrtsort entwickeln konnte, wurde der südliche Mauerzug des Chorraumes beträchtlich nach außen gerückt. Dabei wurde das Innere rippenlos eingeweiht und mit starken Stützpfeilern flankiert. Das hoch aufsteigende Chordach überragte dabei das viel kleinere Dach des Schiffes beträchtlich. Selbst die im beginnenden 17. Jahrhundert entstandene Höherführung des Schiffes, hervorgerufen durch den Einbau von Orgel und Emporen, führte nicht zum Erreichen der Chorfirsthöhe durch das Schiffdach. äußerst interessante Parallelen zeigen hier die alten Wallfahrtskirchen von Zeigersheim bei Jena und von Niebra bei Gera auf.

Sicherlich waren finanzielle Schwierigkeiten bei diesen Kirchen ausschlaggebend gewesen, dass der Chorraum den des Schiffes überragt, denn nach alter Baugepflogenheit ist es gewöhnlich umgekehrt. Bereits der Rödersdorfer Ablassbrief von 1340 stützt diese Vermutung, wenn es dort heißt, dass unter anderem derjenige einen 40-tägigen Ablass erhält, der den Kirchenbau finanziell unterstützt. Auf Grund der misslichen finanziellen Gegebenheiten konnte eine sicherlich geplante Schiff Vergrößerung nicht bewerkstelligt werden, wobei eben auch die Wallfahrtsstätte nicht den erhofften großen Zuzug von Pilgern und damit verbundene finanziellen Einnahmen erbrachte. Wir können nur erahnen, welch ungemein großer Bau geplant war. Das so vorstellbare Bild entspräche dann proportional dem der Schleizer Bergkirche noch mehr, mit der doch die Rödersdorfer Kirche so gern verglichen wird. Opferstock Neben dem Polygonchor führt zu weiterer Ähnlichkeit mit dieser der seitlich vor gelagerte Nordturm. Beide Türme enden zudem in einer äußerst spitzen achtseitigen Dachhaube, die über vier Dachhauben eine Knickung erfahren hat, um von dort aus in eine äußerst spitze achteckige Form überzugehen. Das inmitten des Dorfes errichtete Gotteshaus mit seinem weit ins Land lugenden schlanken Kirchturm strahlt wie kein anderes Sakralgebäude des Oberlandes Stille, Andacht, Ruhe, Feierlichkeit und Größe aus, ohne aber monumental zu wirken. Es handelt sich dabei um keine Größe, die imponieren will, sondern um eine innere Größe, die der spätgotischen Kunstepoche so ganz eigen ist. Mit einer Äußerung dos bedeutenden Schriftstellers Adalbert Stifter (1805 - 1868) im Zusammenhang mit einer Kunstbetrachtung zum Kefermarkter Flügelaltar, die das Wesen der spätgotischen Kunstepoche, der ja gerade auch das Rödersdorfer Gotteshaus verpflichtet ist, ganz hervorragend trifft, wollen wir unsere baugeschichtliche Ausführung beschließen: